Um der hohen Patientennachfrage nachkommen zu können und weiterhin den neuesten Erkenntnissen der Medizin gerecht zu werden, wurde am 12. Oktober 1901 der Grundstein zum neuen Knappschaftskrankenhaus in Bardenberg gelegt. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit wurde am 1. Juni 1904 die Einweihung gefeiert.
Das Knappschaftskrankenhaus zum Zeitpunkt der Fertigstellung im Jahr 1904
Für die Behandlung von bis zu 72 Patienten war das Krankenhaus mit neuester Technik ausgestattet. Es gab einen großen Operationstrakt, Röntgengeräte, Räume für Massagen und medikomechanische Behandlungen, Bäder, Personen- und Speiseaufzüge, Telefonanschlüsse, Heizungs- und Ventilationsanlagen, ein Labor, eine medizinische Bibliothek, eine Großküche, Wäscherei und ein Leichenhaus mit Sezierraum. Für die Bewirtschaftung standen den mit der Bewirtschaftung und Krankenpflege betrauten Franziskanerinnen von der Heiligen Familie große landwirtschaftliche Flächen und große Tierhaltungen zur Verfügung.
Als ältestes Unfallkrankenhaus der Welt lag der Hauptfokus weiterhin auf der Unfallchirurgie. Obwohl seit 1899 auch Frauen und Kinder behandelt wurden, machte die Therapie internistischer und gynäkologischer Fälle den geringeren Teil aus.
Ein weiterer Ausbau des Krankenhauses erfolgte 1912. Der zweigeschossige Hinterbau vergrößerte die Kapazität auf 182 Betten. Trotz der Expansion war die Bevölkerung im Nordkreis Aachen weiterhin medizinisch erheblich unterversorgt. Selbst die Verdoppelung der Bettenzahl durch die Errichtung von zwei weiteren Gebäudeflügeln in den Jahren 1928 bis 1931 konnte diesen Umstand nicht grundlegend verbessern.
Die Leistungsfähigkeit des Knappschaftskrankenhauses wurde in den 1920er bis 1940er Jahren deutlich gesteigert und ausdifferenziert. 1919 wurde eine erste gynäkologische Station eingerichtet, 1922 eine Station für die Innere Medizin. Beide wurden 1931 zu Abteilungen ausgebaut. Ebenfalls 1931 wurde eine eigene Kinderabteilung gegründet.
Der dunkle Schatten der Zeit des Nationalsozialismus legte sich ab 1933 auch auf das Knappschaftkrankenhaus. Sogenannte „NS-Schwestern“ übernahmen einen Teil der Krankenpflege, die Ordensschwestern ließen sich jedoch nicht verdrängen. Widerstand wurde auch gegen ein Behandlungsverbot von Kriegsgefangenen geleistet. Sogar Militärinternierte, die bei einem Angriff der Alliierten verwundet wurden, behandelte man im Knappschaftskrankenhaus.
Im Oktober 1944 übernahmen die amerikanischen Streitkräfte das Krankenhaus für die Truppenbehandlung. Der spätere amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower, während des Krieges General und Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte, lebte zu diesem Zeitpunkt im Haus des Ärztlichen Direktors und Chefarztes der Chirurgie Dr. Mathias Schmitz. Nach Absprache mit dem Befehlshaber durfte die Zivilbevölkerung weiterhin im Keller des Krankenhauses behandelt werden.
Die ausführliche Geschichte des Rhein-Maas Klinikums können Sie in unserer Jubiläumschronik zum 50-jährigen Bestehen Marienhöhes lesen: 50 Jahre Marienhöhe. Kreiskrankenhaus, Medizinisches Zentrum, Rhein-Maas Klinikum, hrsg. v. René A. Bostelaar, Rhein-Maas Klinikum GmbH, Würselen 2017, 160 Seiten. Erhältlich am Empfang der Betriebsteile Marienhöhe und Bardenberg.