Neue Wege in der Kardiologie: erweiterte Diagnose-Möglichkeiten bei Herzerkrankungen im Rhein-Maas Klinikum

Hinter Herzbeschwerden kann eine Fehlfunktion der kleinsten Blutgefäße im Herzmuskel stecken. Betroffene haben bei Belastung Beschwerden in der Herzgegend oder spüren häufig auch in Ruhe unvermittelt immer wieder einen Druck in der Brust, Luftknappheit und Herzstolpern. In der Regel denkt der behandelnde Arzt als erstes an die weit verbreitete koronare Herzkrankheit, an eine Verkalkung der Herzkranzgefäße. „Sollte diese nicht bestätigt werden, könnte auch die sogenannte koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (KMD) Schuld an den Beschwerden sein“, erklärt Professor Dr. med. Michael Becker, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Nephrologie und Internistische Intensivmedizin am Rhein-Maas Klinikum.
 
Fehlfunktion der kleinsten Blutgefäße im Herzen 
Hinter der komplizierten Begrifflichkeit steckt eine Fehlfunktion der kleinen und kleinsten Blutgefäße im Herzmuskel. „Diese Äderchen sind im Durchmesser einen halben Millimeter und weniger klein. Doch tragen sie eine große Verantwortung: sie transportieren sauerstoffreiches Blut gleichmäßig im Herzmuskel“, erläutert der Klinikleiter. Bei einer Fehlfunktion klappt das nicht mehr, die Gefäße arbeiten dann nicht einwandfrei oder verkrampfen häufig ohne erkennbaren Grund. Die Folgen sind eine Unterversorgung des Herzmuskels und starke Schmerzen bei Betroffenen sowie ein deutlicher Leistungsabfall.
 
Beschwerden sind typisch
In manchen Fällen lässt sich die ungewöhnliche, aber nicht seltene Herzerkrankung erahnen, weil die Beschwerden beispielsweise nach einer Anstrengung lange anhalten oder zusätzlich auch in Ruhe auftreten. Manchmal steht auch eine verstärkte Atmung bei Belastung im Vordergrund. Allerdings sind das nur vage Indizien. Deshalb gilt: Eine sicherere Erkennung ist nur durch bestimmte Untersuchungen möglich. Diese Untersuchungen haben sich in den letzten Jahren immer mehr spezialisiert und sind nur in wenigen Fachkliniken in Deutschland möglich.
 
Eine davon und regional die erste ist jetzt das Rhein-Maas Klinikum in Würselen. Dort wurden hochmoderne Geräte zur Untersuchung der KMD in den beiden Herzkatheter-Laboren der Kardiologischen Klinik integriert. „Mit Hilfe dieser Technik lassen sich Signale einer Unterversorgung des Herzmuskels erkennen. Die Untersuchung kann auch ambulant anhand verschiedener Messoptionen erfolgen“, erklärt Dejan Nachoski, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Leiter der Herzkatheter-Labore.
 
Ablauf der Untersuchung: Medikamentöse Bestimmung des Blutflusses oder der Verkrampfungsneigung
Zur Diagnose bringt man einen sehr dünnen, weichen Draht über einen Katheter in das Herzkranzgefäß ein, gibt ein bestimmtes Medikament (Adenosin) und führt dann Messungen (sogenannte CFR/IMR-Daten) durch: nimmt der Blutfluss deutlich ab oder steigt der Widerstand im Herzkranzgefäß, spricht man von einer Fehlfunktion der Mikrogefäße. Zusätzlich kann durch das Einspritzen eines anderen Medikamentes (Acetylcholin) eine unangemessene Verkrampfungsneigung der Gefäße festgestellt werden.
Diese neuen Verfahren führen dank der innovativen Medizintechnik zu einer gesicherteren Diagnose, die im Rahmen einer konventionellen Herzkatheteruntersuchung mit entsprechend langem Leidensweg der Betroffenen nicht zu stellen wäre. „So ist es uns möglich ein individuelles Therapiekonzept und eine rasche Beschwerdelinderung bzw. Freiheit zu erzielen“, freut sich Nachoski.

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Prof. Dr. med. Michael Becker (sitzend), Chefarzt der Klinik und Dejan Nachoski, Geschäftsführender Oberarzt, in einem der zwei Herzkatheterlabore des Rhein-Maas Klinikums.
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